Jiddu Krishnamurti

Jiddu Krishnamurti
Wir werden sehen wie wichtig es ist die radikale Revolution in den Köpfen der Menschen zu verursachen. Die Krise ist eine Krise des Bewusstseins. Ein Krise, die nicht mehr die alten Normen akzeptieren kann, die alten Muster, die uralten Traditionen. Wenn man in Betracht zieht, was die Welt jetzt ist, mit all dem Elend, den Konflikten, der zerstörerischen Brutalität, Aggressionen usw. Der Mensch ist immer noch wie er war. Er ist immer noch brutal, zerstörerisch, aggressiv, habgierig, wetteifernd. Er hat eine Gesellschaft darauf aufgebaut.

Freitag, 2. Mai 2014

ARD InfoRadio - Wenn Strom unbezahlbar wird

http://www.inforadio.de/dossier/der_1__mai_im_inforadio/200415.html
14 min Radiobeitrag sind unter dem link veröffentlicht.

Wenn ich dazu noch diesen Beitrag aus dem Focus lese
http://www.focus.de/immobilien/energiesparen/schwarz-rote-koalitionsverhandlungen-prepaid-karten-sollen-stromschulden-verhindern_aid_1154567.html
fühle ich mich an eine Doku erinnert - wo die Afrikaner Prepaid Strom beziehen. Fehlt ja neben den Prepaid Mobilfunk nur noch Prepaid Heizung...
Sind wir schon so weit das wir bald nach Afrika flüchten??!?

Rund ein Fünftel der Deutschen kann Strom und Heizung nicht mehr regelmäßig zahlen. Ein Problem, das immer mehr Menschen betrifft: Energiearmut ist diesmal das Thema bei Apropos Wirtschaft.
Ein Mehrfamilienhaus in einer ruhigen Straße in Berlin-Kreuzberg. Die Fassade ist rostrot, auf den Klingelschildern stehen vor allem türkische Namen, in der schmiedeeisernen Laterne über der Tür steckt eine Energiesparlampe. Es ist Minus vier Grad, gefühlt aber viel kälter.
Zwei Männer stapfen durch den Schnee. Sie kommen von der Caritas und wollen einer Familie helfen, Geld zu sparen - indem sie Energie sparen. Rund ein Fünftel der Deutschen kann Strom und Heizung nicht mehr regelmäßig zahlen. Ein Problem, das immer mehr Menschen betrifft: Energiearmut ist diesmal das Thema bei Apropos Wirtschaft mit Max Vogelmann.

Michael Grow
und Mohammed Khalife sind Energiesparhelfer der Caritas - Langzeitsarbeitslose, die zu Profis im Energiesparen ausgebildet werden und jetzt bedürftigen Menschen helfen. Diesmal sind sie bei der libanesischen Familie Chebli zu Besuch. Ghazi Chebli, der Familienvater, in der Tür und begrüßt die beiden Helfer auf arabisch.
Er ist 66 Jahre alt, hat kurze graue Locken. Ein kleiner Mann mit traurigen Augen, der viel lächelt. Er trägt einen dunkelblauen Rollkragenpulli, dunkle Stoffhosen und braune Filzpantoffeln mit roten Stickereien. Seit drei Jahren wohnt er hier, mit seiner Frau und ihrem gemeinsamen Sohn. Für die Familie wird es immer schwieriger, ihre Energie zu zahlen, sagt Chebli. Voriges Jahr habe er 74 Euro bezahlt - nun bis zu 100 Euro.

"Einfach nicht mehr bezahlbar"
100 Euro Stromkosten im Monat - für viele Menschen ist das einfach zu viel Geld. Während Kollege Mohammend Khalife prüft, ob die Familie tatsächlich Anspruch auf die Beratung hat, erklärt Energiesparhelfer Grow das Problem. Er arbeitet schon seit fünf Jahren in dem Bereich. 2009 habe der Preis bei 19 Cent die Kilowattstunde betragen - jetzt bei etwa 27. Das sei einfach nicht mehr bezahlbar.
So sehen das auch die Sozialverbände. Besonders betroffen sind alle, die wenig verdienen, Rentner, Studenten, Sozialhilfe-Empfänger, Menschen, die im Niedriglohnbereich arbeiten, sagt Ulrich Schneider, Präsident des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes. 20 Millionen Menschen hätten mittlerweile mit den Strompreisen Probleme, man brauche soziale Transfers für die Einkommensschwachen.

BUND: Industrie zahlt zu wenig
Ohne Heizung würden wir frieren oder sogar erfrieren, ohne Strom hätten wir kein Internet, kein Telefon, könnten nicht kochen. Doch nach Fukushima soll die Energie dafür nicht mehr aus deutschen Atomkraftwerken kommen. Die Energiewende gilt als eines der wichtigsten innenpolitischen Projekte der Bundesregierung. Kein Wunder. Es hängen ja alle mit drin: Verbraucher, Wirtschaft, Politik. Alle brauchen Energie. Und so summt der Strom durch die Leitungen, in die Haushalte, Büros und Fabriken, in Computer und Kühlschränke, Straßenbahnen und Smartphones.
Dabei könnten wir alle zusammen richtig viel sparen, mahnt Hubert Weiger von der Umweltschutzorganisation BUND. Vor allem die Großindustrie zahle zu wenig und habe damit auch wenig Anreize zum Stromsparen. Energie müsse wesentlich effizienter eingesetzt werden. Der Energieverbrauch in Deutschland könnte dadurch mehr als halbiert werden - ohne auf Licht und Wärme zu verzichten.

Gabriel will EEG 2.0
Vizekanzler Sigmar Gabriel will nun mit einer Reform der Energiewende die Industrie stärker an den Kosten beteiligen und den erneuerbaren Energien die Subventionen kürzen. Ob das den Strompreis wieder senkt? Ulrich Ropertz vom Deutschen Mieterbund zeigt sich skeptisch, hofft aber, das immerhin der Anstieg der Preise gebremst wird. Für ihn sind aber vor allem Strom- und Gassperren das Thema. Eine Sperre will er niemandem zumuten - vor allem bei den aktuellen Minus-Graden.
Nach Daten der Bundesnetzagentur gab es im Jahr 2012 rund 322.000 Stromsperren. Im Rückstand waren die Betroffenen mit durchschnittlich gerade mal 114 Euro. Die Sperre dauert in der Regel so lange an, bis der Rückstand beglichen ist. Generell gilt: Sobald man mit 100 Euro oder mehr im Rückstand ist, darf der Versorger Strom oder Gas abstellen. Das muss allerdings vier Wochen vorher angekündigt werden, und drei Tage vor der Sperre nochmal. Sowohl die Sperre als auch die Entsperrung schlägt wieder zu Buche - mit bis zu 150 Euro. Kerzenlicht und Gaskocher sind zudem nicht ungefährlich, immer wieder kommt es auch deshalb zu Wohnungsbränden.
Doch zumindest in Berlin ist die Zahl der Stromsperren im vergangenen Jahr leicht gesunken, von 19.000 auf 17.000. Vielleicht ist das auch der Arbeit der Stromsparhelfer zu verdanken, die sich nun mit Klemmbrett bewaffnet an ihren Rundgang durch die Wohnung der Familie Chebli machen. Stromsparhelfer Khalife fällt dabei sofort das Sofa vor der Heizung auf. Es hindere die warme Luft daran, sich in der Wohnung zu verteilen, erklärt Kollege Grow.

Stromfresser: Alte Kühlschränke
Einfach das Sofa ein gutes Stück von der Wand rücken - schon sind circa 30 Euro Heizkosten im Jahr gespart. Dann kommt der Kronleuchter dran - welche Birnen sind drin, welche sollten rein. Ein Budget von 70 Euro bringen die Energiesparhelfer mit, von dem können sie schaltbare Steckdosenleisten und Energiesparlampen kaufen und bei einem zweiten Besuch mitbringen. Licht mache ungefähr zehn Prozent des Stromverbrauchs aus und ist besonders in Berlin mit den engen Straßen, den vielen Bäumen und Hinterhöfen ein Problem, sagt Grow.
Vom Wohnzimmer geht es in den Flur - in dem gleich zwei Kühlschränke und ein Gefrierfach stehen - ein Geschenk des Schwagers, erklärt Chebli. Unnötiger Stromverbrauch, findet Grow. Gerade alte Kühlschränke machen bis zu 20 Prozent des Stromverbrauchs aus - also bei 100 Euro Stromkosten im Monat 20 Euro im Monat. Energiesparende Geräte machen deshalb viel Sinn. Gerade die können sich arme Menschen nicht leisten - ganz zu schweigen von energieeffizienten Wohnungen mit Wärmedämmung, beklagt Joß Steinke von der Arbeiterwohlfahrt.

Energiearmut Teil des generellen Armutsproblems
Für ihn ist Energiearmut nur ein Teil des generellen Armutsproblems in Deutschland. Anders als in vielen Ländern auf der Erde haben die Menschen hier einen generellen Zugang zu Strom und Heizung - für circa zweieinhalb Milliarden Menschen gilt das nicht. Doch langsam, aber sicher wird das Problem hier größer, erklärt Steinke. Auch in Deutschland nehme Armut zu.
Energiearmut kommt leise daher - denn das Geld, das für Strom und Heizung ausgegeben wird, fehlt dann einfach an anderer Stelle. Für die Freizeit, für die Fortbildung, oder für den Zahnarzt, wie bei Norbert Becker, einem Hartz-IV-Empfänger, der in Marzahn in einer Ein-Zimmer-Wohnung lebt. Der 44-Jährige kommt ursprünglich aus Köln, dort war er Punker. Dann hat er in Hamburg Häuser besetzt und anschließend lange in Italien gelebt. Die Wohnung ist karg eingerichtet, in der Ecke stehen Krücken, gesund sieht Becker nicht aus. Er verkauft seit drei Jahren den Straßenfeger, um über die Runden zu kommen. Den Strom regelmäßig bezahlen? Keine Chance.

Strompreise seit 2005 um 44 Prozent gestiegen
Dabei spart er schon viel Energie. Wenn er nicht zu Hause ist, drückt er den Kippschalter an der Buchse und dreht so den Saft ab. Fernseher, Drucker, Festnetztelefon - alles aus. Das Geld reiche trotzdem nicht, sagt er. Immerhin wurde sein Strom noch nie gesperrt. Denn er sagt immer rechtzeitig Bescheid, dass er erst später zahlen kann und stottert die Schuld dann in Raten ab - so vermeidet er auch Mahngebühren. Ein Problem hat er dennoch: Die jährliche Stromabrechnung - die immer mit einer Nachzahlung verbunden ist. Seit seit 2005 sind die Strompreise im Schnitt um 44 Prozent gestiegen, ergab eine Studie des Online-Vergleichsportals Verivox. Becker muss nun 113 Euro nachzahlen.
Eine Lösung wäre, vom Stromanbieter eine vierteljährliche oder monatlische Abrechnung zu verlangen. Möglich ist das, dennoch macht es noch fast keiner - genauso wie viele den Wechsel ihres Stromanbieters scheuen - obwohl sie ihren Strom aus der so genannten Grundversorgung beziehen, die vergleichsweise teuer ist. Stromanbieter hin, Stromanbieter her, Ex-Punker Becker jedenfalls fürchtet sich vor allem vor weiter steigenden Preisen.
Als Hartz-IV-Empfänger bekommt Becker monatlich 391 Euro Lebensunterhalt - 32,69 Euro davon sind für Strom und das Instandhalten der Wohnung gedacht. Dabei ergeben Berechnungen von Verivox: Ein Single-Haushalt mit 1500 kWh Jahresverbrauch benötigt monatlich im Schnitt 39,42 Euro. Das sind knapp sieben Euro, die im Monat fehlen - und zwar ganz ohne Instandhaltungskosten für die Wohnung.

"Nur noch einmal im Monat duschen"
Daran dürfte auch das so genannte Prepaid-Modell nichts ändern, das die Bundesregierung erwägt, im größeren Maßstab einzuführen - wie bei einem Handy soll dabei der Strom vorher bezahlt werden - und so Stromsperren verhindern. Es könnte aber sein, dass viele Menschen dann an der Lebensqualität sparen müssen - wie es Stromsparhelfer Michael Grow schon oft erlebt hat. Die Leute gingen schon früher ins Bett oder würden nur noch einmal im Monat duschen.
Familie Cheblie muss auch sparen - allerdings müssen sie sich dafür nicht so sehr einschränken. Mit kürzeren Duschzeiten, Energiesparlampen und nur noch einem Kühlschrank werden die Kreuzberger fast 25 Euro pro Monat sparen können. Die Helfer haben viele Tipps gegeben: Nicht zu heiß waschen, Geräte mit Aus-Schalter kaufen, keine Fenster kippen, sondern stoßlüften und dabei unbedingt die Heizung ausdrehen, sonst kämpft sie gegen die kalte Luft von draußen an - und die Energie verpufft dann einfach in den Himmel. Das alles spart Geld, auf das es ankommt, seit der Vater seinen Job als Lackierer verloren hat. Er freut sich über die Beratung, befürchtet aber, dass sie dennoch weiter Geldprobleme haben werden.
Energiearmut ist ein Problem, das wächst. Noch gibt es aber keine richtige Definition dafür. In Anlehnung an Großbritannien kann man sagen, ein Haushalt ist dann energiearm, wenn er mehr als 10 Prozent seines Einkommens für Strom und Heizung ausgeben muss. Dort ist Energiearmut weiter verbreitet, was auch an dem schwächeren Sozialstaat liegt. "Heating or Eating" heißt es oft auf der Insel, Heizen oder Essen. So schlimm ist es hier noch nicht. Doch falls die Preise weiter so in die Höhe schießen, könnten auch wir in einigen Jahren dort sein, wo England jetzt steht. Energiesparhelfer Grow beobachtet schon jetzt: Selbst Leute, die normal arbeiten, aber Geringverdiener seien, könnten die Preise nicht mehr bezahlen.
  
Wenn unsere Gesellschaft nicht aufpasst, müssen sich also vielleicht viele Menschen künftig entscheiden: Zwischen einer warmen Mahlzeit - oder einer warmen Wohnung.

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