Jiddu Krishnamurti

Jiddu Krishnamurti
Wir werden sehen wie wichtig es ist die radikale Revolution in den Köpfen der Menschen zu verursachen. Die Krise ist eine Krise des Bewusstseins. Ein Krise, die nicht mehr die alten Normen akzeptieren kann, die alten Muster, die uralten Traditionen. Wenn man in Betracht zieht, was die Welt jetzt ist, mit all dem Elend, den Konflikten, der zerstörerischen Brutalität, Aggressionen usw. Der Mensch ist immer noch wie er war. Er ist immer noch brutal, zerstörerisch, aggressiv, habgierig, wetteifernd. Er hat eine Gesellschaft darauf aufgebaut.

Dienstag, 13. Januar 2015

Jiddu Krishnamurti ~ Auszug aus SELBST-GESPRÄCHE - Das letzte Tagebuch

23. April 1983
Namasté Jiddu

Die Institutionen und Organisationen überall auf der Welt haben dem Menschen nicht geholfen.

Wir haben alle die äußerlichen Organisationen für unsere Bedürfnisse;

die Institution des Krieges, der Demokratie, die Institutionen der Tyrannei und die Institutionen der Religionen – sie haben ihre Blütezeit gehabt, und sie bestehen weiter, und der Mensch sieht zu ihnen auf, sehnt sich nach Hilfe, nicht nur äußerlich, sondern unter der Haut, in seinem bohrenden Schmerz, dem Schatten der Zeit und den weiterschweifenden Gedanken. Seit den frühsten Zeiten hat es Institutionen jeder erdenklichen Art gegeben, und sie haben den Menschen innerlich nicht verändert. Institutionen können niemals den Menschen psychologisch, zutiefst verändern. Und man fragt sich, weshalb der Mensch sie geschaffen hat, denn alle Institutionen auf der Welt sind von Menschen eingerichtet in der Hoffnung, dass sie ihm helfen, dass sie ihm eine Art von bleibender Sicherheit geben. Und seltsamerweise ist das nicht geschehen. Anscheinend machen wir uns nie diese Tatsache klar. Wir schaffen mehr und mehr Institutionen, mehr und mehr Organisationen – und eine Organisation bekämpft die andere.




Das Denken erfindet sie alle, nicht nur die demokratischen Organisationen oder die totalitären Organisationen;
das Denken merkt und erkennt auch, dass das, was es geschaffen hat, die Struktur, das Wesen des eigenen Selbst nicht grundsätzlich geändert hat. Die Institutionen, die Organisationen und alle Religionen sind vom Denken aufgebaut worden, vom cleveren, gescheiten, gelehrten Denken. Alles was das Denken geschaffen hat, hervorgebracht hat, formt seine eigene Denkweise. Man fragt sich, wenn es einem wirklich ernst und ehrlich mit seiner Suche ist:
Warum hat das Denken seine eigene Aktivität nicht erkannt? Kann das Denken seiner eigenen Bewegung gewahr sein? Kann das Denken sich selbst sehen, sehen, was es tut, sowohl im äußeren als auch im inneren Bereich?

In Wirklichkeit gibt es kein Außen und Innen: Das Innere schafft das Äußere, und das Äußere formt dann das Innere. Diese Ebbe und Flut von Aktion und Reaktion ist die Bewegung des Denkens, und das Denken versucht immer wieder, dass Äußere zu überwinden, und es gelingt ihm, was viele Probleme mit sich bringt. Indem ein Problem gelöst wird, entstehen andere Probleme. Das Denken hat auch das Innere geformt, es den äußeren Anforderungen angepasst. Dieser anscheinend endlose Prozess hat diese Gesellschaft geschaffen, hässlich, grausam, unmoralisch, gewalttätig. Und wenn es sie geschaffen hat, wird das Innere zu ihrem Sklaven. Das Äußere formt das Innere, und das Innere gestaltet das Äußere. Dieser Prozess vollzieht sich bereits seit Tausenden und Abertausenden von Jahren, und das Denken scheint seine Aktivität nicht zu erkennen. Und man fragt sich: Kann das Denken jemals seiner selbst gewahr sein, dessen gewahr sein, was es tut? Es gibt keinen vom Gedanken getrennten Denker, das Denken hat den Denker geschaffen, den Erfahrenden, den Analysierenden.
Der Denker, derjenige, der beobachtet derjenige, der handelt, ist das Vergangene samt all dem Erbe der Menschheit – genetisch, biologisch -, den Traditionen, den Gewohnheiten und all dem angehäuften Wissen. Die Vergangenheit ist schließlich Wissen, und der Denker ist nicht getrennt von der Vergangenheit. Das Denken hat die Vergangenheit geschaffen, das Denken ist die Vergangenheit. Dann trennt das Denken den Denker vom Gedanken, den der Denker gestalten, kontrollieren muss. Das aber ist ein Irrtum; es gibt nur das Denken. Das Selbst ist das „Ich“, die Vergangenheit. Die Einbildungskraft kann die Zukunft entwerfen, doch das ist noch immer die Aktivität des Denkens.
Das Denken also, dass dem Wissen entstammt, hat den Menschen nicht verändert und wird ihn niemals verändern, denn Wissen ist immer begrenzt und wird immer begrenzt bleiben. Und so fragt man wieder: Kann das Denken seiner selbst gewahr werden, Denken, dass unser ganzes Bewusstsein aufgebaut hat – Aktion und Reaktion, die Sehnsüchte, die Vergnügungssucht, die ganze Agonie der Einsamkeit und das Leiden, dass der Mensch sich selbst zugefügt hat durch Kriege, durch Unverantwortlichkeit, durch gefühllose Egozentrik? Das alles ist die Aktivität des Denkens, dass das Grenzenlose erfunden hat und den Gott, der im Grenzenlosen lebt. All das ist die Aktivität der Zeit und des Denkens.
Wenn man zu diesem Punkt kommt, fragt man das alte, abgenutzte Instrument, das Gehirn, ob es eine radikale Mutation bewirken kann. Wenn das Denken sich selbst erkennt, sieht, wo Wissen in der materiellen Welt notwendig ist und seine eigene Begrenztheit erkennt, dann wird es ruhig, still. Erst dann ist ein neues Instrument vorhanden, dass nicht von der Zeit oder vom Denken aufgebaut wurde, dass nicht die geringste Beziehung zum Wissen hat. Es ist dieses Instrument, vielleicht ist das Wort Instrument falsch, es ist diese Wahrnehmung, die immer frisch ist, weil sie keine Vergangenheit hat, keine Erinnerung; es ist Intelligenz, aus Mit_Gefühl geboren. Diese Wahrnehmung bewirkt eine tiefe Mutation in den Gehirnzellen selbst, und das Handeln der Wahrnehmung ist immer rechtes Handeln, klar und präzise, ohne den Schatten der Vergangenheit und der Zeit.


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